Winterabend

 

von Hugo Claus

 

Regie: Sascha Bunge 

Raum, Kostüme, Video: Constanze Fischbeck 

Dramaturgie: Lukas Popovic

 

mit: Lorenz Claussen, Karsten Meyer,

Anton Schieffer, Petra Welteroth

 

theater Aachen, 2003, deutsche Erstaufführung

 

 

Der Raum zeigt eine karge Kneipe, die stirbt. Der Innenraum wandelt sich im letzten Bild in einen Aussenraum mittels Wind und Schneefall und dem Auftritt eines Yeti.

 

 

"...In einer heruntergekommenen Antwerpener Vorstadtkneipe feiert die herausgeputzte Frau de Vos ihren Geburtstag einsam mit Champagner. Der Wirt und ein Tresengast, beide derb und einfach, beäugen die feine Dame interessiert. Mit dem Auftreten ihres Sohnes und und eines Transvestiten enthüllt sich Stück für Stück das Unglück der Figuren. Die Frau ist todkrank, der Sohn ist soldatenvatergeschädigt und in einer unglücklichen Beziehung, der Transvestit ein ehemaliger Freund des Sohnes und nun verarmt und einsam.

Constanze Fischbeck hat der Trostlosigkeit der Figuren einen kongenialen Raum geschaffen. Eine Theke aus Sperrholz, fünf nackte Tische mit billigen Plastikstühlen, kaltes Licht und mickrige Neonröhren in Weiss, Orange und Gelb bestimmen das Interieur. Ein Kranz aus Würsten klebt auf dem Schrank. Hinter den vier großen Schranktüren verbirgt sich jeweils eine einsame Flasche Champagner.

Regisseur Sascha Bunge ist ein Meister der leisen Töne. Sicher und behutsam führt er die Schauspieler durch das ereignisarme Stück, hält mit kalkuliert reduzierten Bewegungen die Spannung, die sich immer wieder in eruptiven Gefühlswellen und grotesken Aktionen entlädt. Es sind die kleinen Gesten, mit denen die hervorragend agierenden Schauspieler in der Stille der Inszenierung ihre Figuren charakterisieren... Hin und wieder lässt Bunge die Schauspieler ihren Text in Flämisch wiederholen. Das ist nicht nur eine Verortung des Stückes im Nachbarland, es gibt auch der Sehnsucht der Figuren nach Heimat und Wärme sprachlichen Ausdruck. Als kleines Happy End tun sich am Schluss Frau de Vos und der Transvestit Rosa zusammen. In Momenten menschlicher Not entstehen eben ungewöhnliche Beziehungskonstellationen."

Stefanie Tyroller, Theater der Zeit, Juni 2004